... und die Bibel scheinbar kein guter Erziehungsratgeber.
Das Wochenende ist vorbei und mit ihm die meisten St.Martins Umzüge in der Republik.
Wir hatten in diesem Jahr die Möglichkeit an gleich zwei dieser Veranstaltungen teilzunehmen. Einmal am Samstag in einer evangelischen Gemeinde in einer größeren Stadt und am Sonntag in unserer Heimatgemeinde. Ebenfalls evangelisch, jedoch in kleinerem Rahmen.
Dabei sind uns einige Unterschiede aufgefallen was die Durchführung und den Stil einzelner Kirchengemeinden angeht. Dies betrifft vor allem die Reihenfolge und den Ablauf der Veranstaltungen, sowie die Liebe zum Detail welche jeweils in die St.Martins Umzüge gesteckt wird.
Gewohnt sind wir, hier bei uns zu Hause, der Zug mit den kleinen Kindern und ihren Laternen, zieht angeführt vom berittenen St.Martin im Kostüm zur nahe gelegenen Kirche. Dabei gibt es viele Fackelträger und meist ein Blasorchester oder andere musikalische Begleitung. In der Kirche gibt es für alle Interessierten dann das Martinsspiel und eine kurze Andacht. Es folgt das Brechen des Martins-Hörnchen und die Kirchengemeinde stellt sich vor. So alles geschehen am vergangen Sonntag.
Etwas befremdlich fanden wir hingegen das Vorgehen in der Großstadtgemeinde am Samstag. Hier zelebrierte die Kirchengemeinde die Andacht und das Martinsspiel vor dem Laternenumzug der Kinder. Was auf den ersten Blick nur eine Spielart der Reihenfolge zu sein scheint, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als raffinierter Trick. So ist man gezwungen an der Andacht und dem Martinsspiel teilzunehmen um den Umzug mitzuerleben. Selbst damit könnte ich Leben, wären da nicht noch einige Mankos in der Durchführung der Andacht.
Gestreckt mit vielen Worten des Pfarrers und viel zu vielen Liedern, erstreckte sich die Veranstaltung inklusive Martinsspiel über 45 Minuten. Der Denkfehler der Kirchengemeinde dabei, haltet mal über einen solch langen Zeitraum etwa 250 Kinder im Alter zwischen zwei und fünf Jahren ruhig auf ihren Stühlen!
Bereits nach 20 Minuten wurde die Geräuschkulisse in den Rängen der Kirche immer lauter. Hier raschelten Lampions, dort schrie ein Kind nach dem Nuckel, in einer weiteren Ecke quengelte der kleine Lukas nach einem Keks.
Mehrmals unterbrach sich der Geistliche in der Kanzel um unter den Anwesenden um Ruhe zu bitten. Da frage ich mich jedoch ob dieser irgendwie vergessen hat, wer dort in seiner Kirche weilt, nämlich Kleinkinder. Mit der Lektüre einiger pädagogischer Nachschlagewerke, hätte man auch darauf kommen können, dass die Aufnahmefähigkeit dieser Zwerge gerade einmal 15 Minuten beträgt.
Kurzum. Die Andacht mutierte in meinen Augen zum kleinen Fiasko. Die Hälfte der Eltern hörte man merklich aufatmen als sich die Kirchentüren wieder öffneten und der darauf folgende Laternenumzug (ohne Pferd und St.Martin) wurde von vielen genervten Eltern nur noch im Stechschritt absolviert.
Ich fand die Veranstaltung am Samstag daher eher abschreckend. Wenngleich man mit dieser Strategie fast alle Eltern und Kinder in die Andacht bekommt, wirft es kein gutes Licht auf die Kirche.
Da lobe ich mir lieber wie in meiner Heimatgemeinde, zuerst den Umzug mit den Kindern. Wer dann noch Lust und Laune hat, kann gern in Gottes Haus einkehren und sich beteiligen. Über eine zu gering gefüllte Kirche, kann man sich zu diesem Anlass eigentlich nie beschweren.
Mein Tipp deshalb. Manch einer Kirchengemeinde oder Geistlichen sollte man vor der Missionierung ein Lehrbuch für Pädagogik schenken, dann klappt es vielleicht auch mit ein paar neuen Schäfchen! ;o)
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