Dienstag, 26. Mai 2015

Kindererziehung mit Hilfe des Ego-Shooters

Viele Gamer wird meine Überschrift geradezu in Verzückung versetzen. Neben den Kritikern der meist sehr gewalttätigen Spiele, welche auch gern als "Killerspiele" tituliert werden, gibt es auch Befürworter. Deren Argumente: Solche Spiele fördern die Reaktionsgeschwindigkeit des Spielers, die Fantasie wird durch fotorealistische Welten angeregt oder aber logisches bzw. taktisches Denken wird geschult.

Pro und kontra, hin oder her. Fakt ist, ich würde meiner Tochter trotzdem solche Spiele so lange wie möglich vom Leib halten. Im günstigsten Falle bis zur Volljährigkeit, doch ich bin kein Illusionist, so lange werde ich es nicht schaffen.

Ein Freund jedoch, dessen Namen ich hier absichtlich nicht nenne, entwickelte da in den letzten Tagen eine etwas andere Ansicht und dies aus einer Perspektive, welche mir bis dahin völlig undenkbar erschien. Die im Folgenden geschilderte Situation stammt also tatsächlich aus dem wahren Leben und ist nicht erfunden!

Wart Ihr schon einmal in der Situation, dass euer Kind in der Schule oder Vorschule den Ehrgeiz entwickelte das sogenannte "Seepferdchen" zu machen? Ihr wisst schon, diese Schwimmprüfung für Frühschwimmer. Sprung vom Beckenrand und 25 Meter schwimmen.
Dazu muss man dem Kind natürlich einige Grundkenntnisse beibringen, unter anderem die korrekte Arm- und Beinarbeit. Meine Großeltern wurden in den 1930er Jahren noch an eine Art Angel gehängt um dies zu meistern, ich selbst ruderte mit Schwimmflügeln und den Worten: "Po - Seit - Schub" durchs Becken. Besagter Freund, nebenbei erwähnt ein passionierter Gamer, ist nun aber auf eine ganz neue Idee gekommen.
Er hat nämlich festgestellt, dass es im Ego Shooter "Just Cause 2" für die Playstation 3 die Möglichkeit gibt in Flüsse, Seen und Kanäle zu springen und die Hauptfigur fortan unter Wasser fortzubewegen. Die fotorealistische Choreografie der Schwimmbewegungen meistert die Spielfigur dabei so perfekt, dass er diese als geeignetes Lehrmaterial für den Schwimmunterricht seiner fünfjährigen Tochter ansah. Gesagt - getan.
Bereits am nächsten Abend verzichtete er auf die Gute Nacht Geschichte und rief sie stattdessen ins Wohnzimmer, wo die eingeschaltene Playstation auf beide wartete. Eine Viertelstunde lang bewegten sich beide mit Hilfe des Steuerpads durch die Unterwasserregionen von "Just Cause 2" und erörterten dabei die Bewegungsabläufe des Brustschwimmens.


Alles hätte gut sein können, doch es kam wie es kommen musste. Gerade in dem Augenblick in dem die Spielfigur aus dem Wasser steigt um den Schwimmunterricht zu beenden, öffnete sich in der realen Welt die Wohnzimmertür einen Spalt weit und die Mutter der Fünfjährigen schaut nach dem Rechten. Dumm nur wenn die Hauptfigur im Spiel genau in diesem Augenblick von einem heraneilenden Gegner einen blutigen Kopfschuss verpasst bekommt, worauf der Schädel auf dem Großbildfernseher wie eine reife Melone zerplatzt.

Über das darauf folgende Gespräch beider Elternteile in Sachen Kindererziehung liegen mir leider keine gesicherten Erkenntnisse vor. Auch ob mein Freund die Nacht auf der Couch verbringen durfte, ist mir nicht bekannt. Der Inhalt des Gespräches wäre aber sicherlich sehr aufschlussreich gewesen. ;o)

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