Dienstag, 9. Oktober 2012

Hierfür brauchen wir die Ausländer …

Zu recht, ich gestehe der Titel des heutigen Artikels ist ein wenig reißerisch gewählt. Doch betrachtet man die Aussage mal im Kontext zum deutschen Film so trifft sie zu. Denn, was können wir Deutschen am besten auf die Kinoleinwand zaubern? Richtig! Komödien und Klamauk. Man denke nur an die ganzen Bully Herbig Filme, etwa „Sissi und der wilde Kaiser“. Ebenfalls punkten kann man vielleicht noch bei den Dramen. Schöne Beispiele hierfür sind „Vincent will Meer“ oder „Die Welle“. Doch seien wir mal ganz ehrlich, habt ihr schon einmal so einen richtigen Action-Kracher aus deutscher Produktion gesehen? Einen Psychothriller oder Science-Fiction Streifen? Selbst unsere französischen Nachbarn sind uns da weit voraus.
Den Gipfel dieses Dilemmas durfte ich mir gestern Abend auf DVD anschauen. Amerikaner, Engländer und Franzosen drehen einen Actionfilm mitten in Berlin. Die einzige deutsche Beteiligung liegt beim Filmstudio Babelsberg, in der Hauptrolle Liam Neeson.

„Unknown Identity“

Der amerikanische Biowissenschaftler Martin Harris (Liam Neeson) ist zusammen mit seiner Frau auf dem Weg nach Europa. Genauer in Berlin soll er auf einer Konferenz seine Forschungen vorstellen. Dabei geht es um Züchtung und neue Methoden ertragreichere Getreidesorten auf den Markt zu bringen. Schirmherr dieser Veranstaltung ist ein Saudischer Scheich mit einer Menge Einfluss und dem Wunsch in Zukunft auch an den Patenten neuer Nutzpflanzen zu verdienen.

Bis auf die Konferenz schafft es Martin Harris jedoch gar nicht. Im Hotel am Pariser Platz angekommen, bemerkt er, dass sein Aktenkoffer mit den Ausweispapieren und seiner Präsentation scheinbar am Flughafen liegen geblieben ist.
Während seine Frau an der Rezeption eincheckt, schnappt er sich kurzentschlossen das nächste Taxi uns fährt in Richtung Airport. Dort aber kommt er nie an. Durch einen dummen Zufall wird das Taxi in einen Unfall verwickelt und landet, nach einem filmreifen Flug von einer Brücke, direkt in der Spree.
Zwar kann die beherzte Taxifahrerin Harris retten, dieser erwacht jedoch erst vier Tage später aus dem Koma und sein Gedächtnis ist mehr als lückenhaft. Auf eigenen Wunsch lässt sich Doktor Harris aus der ärztlichen Obhut entlassen um auf dem Kongress vielleicht doch noch seinen Vortag halten zu können. Im Hotel erreicht seine Verwirrung jedoch den Höhepunkt. An der Seite seiner Frau findet er einen anderen Mann, der sich ebenfalls als Doktor Harris ausgibt. Genau wie er meint dieser, einen Vortrag halten zu müssen. Auch er kennt die gemeinsamen Erinnerungen von der Hochzeitsreise mit seiner Frau und was Martin noch stutziger macht, selbst seine Frau scheint ihn zu verleugnen.

Verschwörung, Amnesie oder geistige Umnachtung … bevor man Martin in einer schönen weißen Zwangsjacke abführen kann, macht er sich aus dem Staub um seine Lage in Ruhe zu überdenken. Was er nicht weiß, seit seinem Auftritt im Hotel hat sich ein Killerkommando an seine Fersen geheftet und dieses arbeitet in der Regel sehr gründlich.

Tja, das kommt davon. So möchte ich die Bewertung des Filmes beginnen. Das kommt davon wenn man andere Nationen im eigenen Lande drehen lässt. Während die Handlung durchaus spannend, positiv verwirrend gestaltet ist und am Ende sogar mit einer recht überraschenden Wendung aufwartet, hat man im deutschen Geschichtsbrei ziemlich heftig herum gerührt.
Positiv. Diesmal sind die Nazis nicht die Bösen. Wenig kreativ, diesmal muss die „Stasi“, also die Staatssicherheit der ehemaligen DDR, herhalten. Soweit eigentlich kein Problem. Für mich als betroffenen Ostdeutschen wird der Verein jedoch ein wenig zu positiv und glorifiziert dargestellt. Außerdem verwundert mich, welch gut vernetztes Treiben man den alten Genossen der Stasi selbst nach über 20 Jahren deutscher Einheit im Film noch zutraut.
Davon aber mal ab, überzeugt Liam Neeson in den Häuserschluchten unserer Hauptstadt. Die Leistungen der Darsteller sind gut, die Handlung interessant und von der Verfolgungsjagd in der Friedrichstraße habe ich letzten Monat bei meinem privaten Berlin Besuch nichts mehr mitbekommen. Lustiges Gefühl mal bekannte Orte auf der Großen Leinwand in Rauch und Flammen aufgehen zu sehen.

In der Summe rangiert der „Unknown Identity“ im guten Mittelfeld der Kinoblockbuster. Mit einem Budget von gerade einmal 40 Millionen Euro hat man jedoch einiges auf die Beine gestellt. Die Handlung ist überraschend und gibt spannende Unterhaltung für einen gemütlichen DVD Abend. Liam Neeson in den Straßen von Berlin allemal. Deshalb gibt es von mir drei Sterne.

Hier der Trailer zum Film:




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