Mittwoch, 24. Oktober 2012

Lachsfischen im Jemen

Manch interessanter Film braucht leider etwas länger bis er in Deutschland auf der Kinoleinwand zu sehen ist. Dies betrifft scheinbar nicht nur kleinere Nieschenproduktionen sondern auch den hier besprochenen Film. So hatte er bereits Ende 2010 in Kanada auf dem Toronto Film Festival seine Premiere, wurde in Deutschland aber erst im Mai 2012 gezeigt. Trotz alledem hieß es dann auch bei uns:

„Lachsfischen im Jemen“

Hierbei ist der Titel des Films sogleich Programm. Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama stammt aus einer steinreichen Familie im Jemen. Neben jeder Menge Einfluss in seinem Land und einigen Landgütern in England besitzt er vor allem eine Passion, das Lachsfischen.
Wenngleich er seinem Hobby in England so oft wie möglich frönt, entwickelt er die Vision auch seinen Leuten im Jemen das Lachsfischen zu ermöglichen. Leider sprechen die klimatischen Verhältnisse und der gesunde Menschenverstand gegen das Projekt. Da Geld jedoch keine Rolle spielt, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt.
Scheich Muhammad beauftragt eine renommierte Kanzlei in London mit der Planung seines Projektes. Hierzu wird ihm die junge Anwältin Harriet Chetwode-Talbot zur Seite gestellt. Sie betreut fortan das ehrgeizige Projekt, besitzt jedoch nicht das nötige Fachwissen für ein solches Unterfangen. Um sich das Know-how zu sichern, tritt sie an einen recht bekannten Forscher auf diesem Gebiet heran Dr. Alfred Jones. Dieser fristet sein Berufsleben in einer Unterabteilung des Landwirtschaftsministeriums und wird dort regelmäßig von seinem Vorgesetzten malträtiert. Als er von dem Projekt der Lachse im Jemen hört, lehnt er kategorisch ab. Erst ein wenig Druck auf seinen Vorgesetzten, bringen ihn zu einem Treffen mit Harriet Chetwode-Talbot.

Inzwischen hat sich nämlich ein weiterer Aspekt für das Vorhaben eröffnen. Da der britischen Regierung die permanent negative Nachrichtenerstattung im Nahen Osten ein Dorn im Auge ist, sucht man verzweifelt nach guten Meldungen aus der Gegend. Da kommt das Lachsprojekt eines Scheichs gerade richtig. Fortan zieht auch noch die allmächtige Regierung im Hintergrund ihre Strippen. Keine Chance also mehr für Dr. Alfred Jones beim Lachsprojekt abzusagen.

Was nach dem Handlungsabriss fast schon eine große Regierungsverschwörung oder Dokumentation über Fischfang verheißt, entpuppt sich sehr schnell als klassische Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen. Auf der einen Seite die junge Anwältin Harriet Chetwode-Talbot, deren Freund Robert in Afghanistan vermisst wird, und als ihr Gegenstück Dr. Alfred Jones der andeutungsweise am Asperger-Syndrom leidet.
Harriet kann mit der Trauer um ihren Freund nicht richtig umgehen und Fred ist mit einer herrschsüchtigen Frau verheiratet, die sich auf Grund seines leichten Autismus ihm überlegen fühlt. Für beide ist ihr Beruf eine Art Flucht und zum Flüchten bietet das Projekt des Scheichs eine ideale Möglichkeit. Vielleicht aber auch eine Chance auf einen neuen Anfang.
Ganz so einschichtig geht die Geschichte dann aber doch nicht ab. Hinzu kommen die Ränkeleien der Regierung und die schwierigen politischen Verhältnisse im Heimatland des Scheichs.

Insgesamt ist „Lachsfischen im Jemen“ ein Liebesfilm der angenehm ruhigen Töne oder wie man heute so schön sagt „Wohlfühlkino“ aller erster Güte. Das Dreiergespann Harriet, Fred und der Scheich ziehen den Zuschauer mühelos in ihren Bann. Spätestens als der Scheich zusammen mit Dr. Alfred Jones in den schottischen Highlands angeln geht, verliebt man sich ebenfalls in das wahnwitzige Projekt mit den Lachsen. Fortan durchleidet man mit den Darstellern die Höhen sowie Tiefen ihrer persönlichen Geschichte und den Fortgang des Projektes, dies zumeist dann auch noch in wunderschönen landschaftlichen Kulissen.
Ich persönlich fühlte mich in den 108 Minuten des Films sehr gut unterhalten und puddelwohl in dieser fiktiven Welt, wo zehntausende Lachse von einem Ende des Planeten zu einem anderen geschafft werden. Absolute Empfehlung für einen gemeinsamen DVD Abend mit der Frau bzw. Freundin. Aber auch allein kann man sich den Film in einer ruhigen Minute oder einem nasskalten Herbsttag anschauen.


Hier der Trailer zum Film:



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