Sonntag, 21. Oktober 2012

Nazis meets iPad

Das Filmproduktionen mit Potential nicht immer in Hollywood entstehen müssen, ist nicht neu. Vor allem das französische Kino bietet da nicht erst in den letzten Jahren einige echte Perlen.
Leicht haben es die freien Filmschaffenden, vor allem in Europa, aber immer noch nicht. Ohne staatliche Unterstützung durch Filmförderfonds läuft da meist nichts, bzw. lassen sich die hiesigen Produzenten gern durch solche unterstützen. Trotzdem tun sich einige Projekte schwer eine Finanzierung zusammen zu bekommen. Erst recht wenn sich die Handlung satirisch und in Form einer Science Fiction Komödie um das „Dritte Reich“ drehen soll. Mit einer solchen Idee an eine deutsche Filmförderstiftung heran zu treten, grenzt faktisch an Selbstmord. Der finnische Regisseur Timo Vuorensola hat es gewagt und doch tatsächlich 7,5 Millionen Dollar zusammen bekommen. So hieß es dann Anfang April diesen Jahres auf den Filmplakaten:

„Iron Sky“

Wir schreiben das Jahr 2018. Nach über vierzig Jahren greifen die Vereinigten Staaten von Amerika wieder nach den Sternen oder besser gesagt nach dem Mond. Eine Landefähre soll auf unserem Erdtrabanten aufsetzen und die Besitzansprüche der Supermacht unterstreichen. Dies passiert aber wie immer nicht ganz ohne Eigennutz. So sucht man insgeheim auf dem Mond nach dem Rohstoff „Helium 3“, welcher die Energieprobleme der Menschheit lösen könnte. Zum anderen bangt die amerikanische Präsidentin um ihre Wiederwahl und hat der Mondmission einen „Quoten-Afroamerikaner“ zur Seite gestellt. Das dunkelhäutige Model James Washington soll für gute PR-Fotos auf der Mission sorgen und damit die Umfrageergebnisse der Präsidentin aufpolieren.

Nachdem die Landefähre auf der Oberfläche aufgesetzt hat, beginnen die Astronauten in der näheren Umgebung mit der Suche nach dem „Helium 3“, während James Washington an der Fähre zurück bleibt um für Fotos zu posieren.
Hinter einem riesigen Mondkrater werden sie fündig. Statt des erhofften Rohstoffs entdeckt man jedoch einen riesigen Tagebau auf der dunklen Seite des Mondes, bewacht von unzähligen SS-Offizieren. Diese werden schnell auf die Astronauten und die Landefähre aufmerksam. Kurzerhand erschießt man die amerikanischen Mondlandepioniere und zerstört das Landegerät mit einer Panzerfaust. Der Kontakt zur Erde bricht ab. Einzig James Washington wird gefangen genommen und in die riesige Basis der Mond-Nazis geschleift.
Hier trifft er auf den Mond-Führer Kortzfleisch (Udo Kier), der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Niederlage des „Dritten Reichs“ sein Imperium auf dem Mond aufgebaute. Seit Ewigkeiten sehnt er die Stunde herbei, in der er die Erde wieder unter das Joch seiner Nazis treiben kann. Zu diesem Zweck hat er eine gewaltige Streitmacht an Raumschiffen bauen lassen. An deren Spitze sein Flaggschiff die „Götterdämmerung“. Bei der Vernehmung des Negers stellt sich jedoch heraus, dass die Rechenleistung seines Smartphones die Computer der Nazis aus den 1940er Jahren bei weitem übertrifft. Also beginnt man das Mobiltelefon des Astronauten in ein Raumschiff zu integrieren und neue Pläne zu schmieden.
SS-Offizier Klaus Adler (Götz Otto) wird in geheimer Mission zur Erde geschickt um weitere Smartphones und Tabletcomputer für die Invasionsflotte zu besorgen. An seiner Seite die Lehrerin und Erdexpertin Renate Richter (Julia Dietze).

„Iron Sky“ ein Film mit schräger Handlung, umweht vom Hauch eines B-Movies, kann absolut überzeugen. Nazis auf dem Mond, eine herrschsüchtige Präsidentin im Weißen Haus und ein schwarzes Model auf Weltraummission. Der Film ist im positiven Sinn eine echte Klamotte aller erster Güte. In den neunzig Minuten wird so ziemlich alles auf die Schippe genommen was das aktuelle politische Geschehen hergibt. Präsidentschaftswahlkampf mit dem Slogan „Yes she can!“ oder die Vereinten Nationen als lockere Plauderrunde ohne jede Machtbasis. Desweiteren werden reichlich Klischees bedient. Frustrierte Nazis, die sich über das Sauerkraut auf dem Speiseplan der Kantine beschweren, Lautsprecherdurchsagen welche vor bissigen Neger warnen oder Gesangsstunden mit deutschem Liedgut mitten in einem öden Gesteinskrater auf dem Mond. Um die Physik oder logische Zusammenhänge wird sich dabei oft nicht geschert. Da rasen dann mal deutsche Motorräder mit Beiwagen über die Mondoberfläche, Zahnräder treiben riesige Zeppeline in der Erdumlaufbahn an und das Vakuum des Alls scheint ungeschützten Menschen auch nichts auszumachen.

Man könnte diese Liste der Klischees, Anspielungen und Unzulänglichkeiten um einiges fortsetzen, dies ändert jedoch nichts daran, dass „Iron Sky“ mich am Ende überzeugen konnte. Mag sein dass die Handlung an den Haaren herbei gezogen ist, die Effekte das recht geringe Budget erkennen lassen und sich der ein oder andere Joke in der Belanglosigkeit erschöpft. Trotzdem der Film macht einfach Spaß. Immer ist man auf der Suche nach der nächsten Hommage und wird nicht enttäuscht. Flankiert von einem sehr passenden Soundtrack der slowenischen Band „Laibach“ und dem „Who is who“ der deutschen Nazi-Darsteller machen die Filmschaffenden alles richtig. Von Udo Kier über Götz Otto bis Julia Dietze sind alle dabei. Wenn also schon trashiges Kino mit Hang zum B-Movie dann bitte so wie hier bei „Iron Sky“.
Deshalb gibt es an dieser Stelle trotz vieler Ansätze für Kritik vier Sterne. So muss Trash-Kino ausschauen und nicht wie bei einer Gurke wie etwa „Ozombie“.

Hier noch der Trailer zum Film:



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