Donnerstag, 29. November 2012

Alternder Flattermann

Avangers, Captain America, Thor, Superman … nicht schlimm genug dass bereits seit einigen Jahren die Welle der Comicverfilmungen über uns herein bricht, nein inzwischen hat sich noch ein anderer Aspekt zu diesem Phänomen hinzu gesellt. Erfolgreiche Reihen werden nämlich weitererzählt und glänzen fortan mit der Fortsetzung zur Fortsetzung, weniger erfolgreiche Streifen erleben neuerdings ein sogenanntes Remake. Da wird dann einfach dieselbe Geschichte des Comichelden von einem anderen Regisseur noch einmal verfilmt. So geschehen bereits mit dem ebenso grünen wie unglaublichen Hulk und aktuell im Sommer mit Spiderman.
Über wenig Erfolg konnten sich die letzten drei Batman Filme an den Kinokassen dagegen nicht beschweren. Christopher Nolan auf dem Regiestuhl und Christian Bale als Hauptdarsteller vor der Kamera, haben anscheinend alles richtig gemacht. Die Filme waren wieder düster, actionreich und setzten sich vor allem von den vorangegangenen Lachnummern ab.
Trotz alledem hat man sich beim Produktionsstudio Warner zu einem Remake entschlossen. Hierbei wird die Geschichte der Comicvorlage noch einmal aus einem komplett anderen Winkel und vor allem in animierter, also Zeichentrick Manier erzählt. Heraus gekommen ist:

„Batman - The Dark Knight Returns – Teil 1“

Gotham City. Wir befinden uns in den 1980er Jahren. Bruce Wayne, Milliardär und bekanntlich die wahre Identität von Batman ist inzwischen 55 Jahre und lebt zurück gezogen mit Diener Alfred auf seinem Anwesen. Da auch an ihm das Alter nicht spurlos vorbeischreitet, ist er bereits seit zehn Jahren nicht mehr als Batman in Erscheinung getreten. Ähnlich ergeht es Commissioner Gordon. Als 70jähriger steht er unmittelbar vor seiner Pensionierung als Polizeichef der Megametropole als eine neue Serie der Gewalt in der Stadt ausbricht. Eine Gruppe namens „Mutanten“ terrorisiert die Bevölkerung. Mord, Überfälle, Kindesentführung – ohne jedes Motiv oder sichtbaren Grund werden die unterschiedlichsten Verbrechen begangen. Einen Missetäter dingfest zu machen, welcher nach bestimmten Mustern und aus nachvollziehbaren Gründen handelt, ist zumindest möglich. Gegen Willkür sieht sich der Polizeiapparat jedoch nicht gefeilt. So werden die Straßen immer unsicherer und Bruce Wayne hadert immer stärker mit seinem Gewissen ob er, trotz Schwur, nicht doch als Fledermausmann wieder für Recht und Ordnung sorgen soll. Nicht zu vernachlässigen auch sein inzwischen erreichtes Alter. Schließlich wollen die Leute einen Helden an den sie glauben können und keinen Opa im Flattermann Kostüm.

Noch bevor ich auch nur einen Schnipsel der Handlung mitbekommen habe, schreckte mich zu allererst die Art und Weise der zeichnerischen Umsetzung ab. Hier bedient man sich nämlich desselben kantigen Zeichenstils wie bereits in der animierten Trickserie, die häufig auch im Vormittagsprogramm des Fernsehens läuft. Ich mag dieses Charakterdesign nicht, da mache ich keinen Hehl draus. Die erste halbe Stunde des Streifens habe ich mich auch sehr daran gestört. Einem sichtlich gealterten Bruce Wayne mit kantigem Gesicht zuzuschauen, war nicht wirklich schön. Dies lag aber auch an der bis dahin recht lahmen Erzählweise. Glücklicherweise dreht sich die Situation nach dem ersten Drittel des Films und es wird spannender. Das Erstaunliche dabei, die Spannung wird nicht durch ausufernde Actionszenen erreicht, sondern bezieht sich auf ungewohnt philosophische Fragen, welche unerwartet in den Mittelpunkt treten. So werden plötzlich Sachverhalte diskutiert, ob ein Batman das Recht habe einen Kinderschänder auf der Flucht schwer zu verletzen, eine Waffe ohne Genehmigung zu benutzen oder bei der Polizeiarbeit sogar hinderlich ist. Alte Hasen wie Commissioner Gordon schütteln den Kopf, doch ist in Gotham City inzwischen eine neue Generation heran gewachsen. Das tolle hierbei, Regisseur Jay Oliva schafft es tatsächlich dem Zuschauer eine Art Spiegel vorzuhalten. Die Argumente der Politiker im Film erinnerten mich nicht nur einmal an Ausführungen aktueller Volksvertreter wie sie in jedem beliebigen europäischen Land lamentieren. Jetzt auszuwerten welche Seite recht hat oder aber auch nicht, ist weder Sache noch Absicht dieses Beitrags. Ich finde es einfach nur mutig diese Aspekte in einem Zeichentrick-Batman-Film derart stark zu thematisieren und es dann doch tatsächlich noch annehmbar zu verpacken.

Wie immer gibt es aber auch Schatten am Horizont und so ist nicht alles perfekt. Einen wichtigen Punkt nimmt dabei die Figur des Robin ein. Diese ist zwar der Comicvorlage geschuldet, im ersten Film aber faktisch unwichtig, bzw. austauschbar. Diesen Handlungsstrang hätte man aus meiner Sicht weg lassen können. Desweiteren erzählt die Geschichte von „Batman - The Dark Knight Returns – Teil 1“ nur die Abläufe der ersten beiden Comic-Bände. Die von Frank Miller geschaffene Vorlage „Die Rückkehr des dunklen Ritters“ umfasst jedoch vier Bände, womit wir uns mindestens bis 2013 gedulden müssen, um zu erfahren wie es weiter geht.

Lange Rede kurzer Sinn. Auch wenn der Zeichenstil und die erste langatmige halbe Stunde mich ein wenig abgeschreckt hat, entwickelt „Batman - The Dark Knight Returns – Teil 1“ noch eine beträchtliche Faszination. Zum einen durch die ungewöhnliche Ausgangslage eines in die Jahre gekommenen Helden sowie durch Denkansätze in der Story, die man sich selbst in den Realverfilmung nicht getraut hat so explizit anzurühren.
Aus diesem Grund von mir drei Sterne, sowie eine neugierige Erwartungshaltung auf Teil 2 der ja dann hoffentlich zeitnah 2013 erscheint.

Hier der Trailer, leider nur in Englisch. Der Film selbst ist sehr hochkarätig in deutscher Sprache synchronisiert:



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen