Sonntag, 26. August 2012

Veränderte Erinnerungen

Wenn ich den Namen Philip K. Dick an dieser Stelle in den Raum stelle, so wird nur ein sehr kleiner Teil der Leserschaft etwas damit anzufangen wissen. Auch die Titel seiner literarischen Werke, etwa „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ werden auf den ersten Blick eher ein Kopfschütteln verursachen. Sage ich dann aber dazu, dass etwa auf dem eben genannten Roman der Film „Blade Runner“ beruht, werden einige sicherlich hellhörig. Doch damit nicht genug. Philip K. Dick schuf insgesamt sehr viele Romane und Kurzgeschichten, welche später zu uns gut bekannten Kinofilmen umgesetzt wurden. Weitere Beispiel hierfür sind „Minority Report“, „Paycheck“ oder aber das hier besprochene:

„Total Recall“

Die Erde im Jahr 2084. Nach dem dritten Weltkrieg ist die gesamte Welt durch chemische Kampfstoffe verseucht. Asien, Nordamerika – ganze Landstriche sind entvölkert. Lebensraum ist eine knappe Ressource. Es gibt faktisch nur noch zwei Gebiete welche auf der Erde bewohnbar sind. Die Britische Union in Europa und Australien, das im Allgemeinen als „die Kolonie“ bezeichnet wird. Der Unterschied zwischen beiden Gebieten könnte nicht größer sein. Während in Europa die schöne moderne Industriegesellschaft Einzug gehalten hat, handelt es sich bei der Kolonie um eine Art Slum, aus dem Arbeitskräfte rekrutiert werden und den finanziell weniger betuchten Menschen als Wohnraum dient.
Verbunden werden beide Gebiete durch eine enorm aufwendige, technische Errungenschaft. Den „Fall“. Dabei handelt es sich um eine Röhre welche quer durch die Erde getrieben wurde. In ihr verkehrt eine Art Zug der am Erdkern vorbei, Europa mit der Kolonie verbindet und dies in nur knapp 17 Minuten.
Douglas Quaid lebt in dieser Welt. Als normaler Fabrikarbeiter pendelt er täglich zwischen der Kolonie und Europa. Tagsüber produziert er Kampfroboter an den Fließbändern der Britischen Union, am Abend kehrt er in sein trostloses Leben in der Kolonie zurück. Lange schon nagt an ihm der Zahn der Unzufriedenheit. Soll das Leben immer weiter so trostlos vor sich hin plätschern? Als dann auch noch eine Beförderung auf Grund seiner Herkunft abgewiesen wird, bleibt seine hübsche Frau Lori sein einziger Hoffnungsschimmer. Doch gibt sich Doug nicht lange zufrieden.
Währenddessen macht eine neue Dienstleistung in den Slums die Runde „Rekall“. Auf einen Stuhl geschnallt und mit allerlei technischem Gerät verbunden, bekommt man dabei verschiedene Drogen injiziert. Diese beeinflussen das Erinnerungsvermögen und täuschen dem Gehirn des Kunden Erlebnisse und Abenteuer vor, welche er nie erlebt hat. Von der Großwildjagd auf einer Safari, Surfen an einem Sandstrand bis hin zu einer Tätigkeit als Agent der Regierung. „Rekall“ macht fast alles möglich.
Als Doug sich in eines dieser Etablissements begibt, ahnt er noch nicht, dass dieser Besuch sein gesamtes bisheriges Leben auf den Kopf stellen wird.

Bekanntermaßen als Remake des bereits 1990 mit Arnold Schwarzenegger verfilmten „Die totale Erinnerung – Total Recall“, erlaubte sich Regisseur Len Wiseman bei der Handlung einige Freiheiten. Ging es im Abenteuer mit Schwarzenegger noch um unseren Nachbarplaneten Mars und die dortige Bevölkerung, wurde die Handlung 2012 komplett auf die Erde verlegt. Auch geht es Bösewicht Cohaagen nicht mehr um Atemluft auf dem Roten Planeten sondern um Lebensraum auf unserer guten alten Erde.
Ansonsten hat sich nicht viel verändert. Douglas Quaid ist wieder eine mit seinem Leben unzufriedene Person, welche sich mit „Rekall“ das Gehirn rösten lässt. Damit beginnt ein Verwirrspiel in dem weder die Hauptfigur des Films noch der Zuschauer weiß, was ist Fiktion und wo beginnt die Wirklichkeit. Erzählerisch macht man dabei nicht viel falsch. Vor allem im ersten Teil des Films bekommt der Kinobesucher einiges zu denken und wird mit unerwarteten Entwicklungen belohnt. Leider fällt der zweite Teil dann in Sachen Anspruch ein wenig ab. Die Action tritt hier eindeutig in den Vordergrund. Überall knallt und explodiert es, wird geschossen und verfolgt. Leider werden dadurch etliche Handlungsstränge nur sehr unbefriedigend oder unerwartet unspektakulär aufgelöst. Größtes Problem des Films sind jedoch die Figuren. Hatte man bereits 1990 bei Arni und seinem „Rekall“ geschimpft das die schauspielerischen Leistungen des Gouvernators sehr zu wünschen übrig lassen, macht es das Remake nicht viel besser. Zwar ist Colin Farrell schauspielerisch überzeugender, trotzdem empfand ich die Charaktere sehr blass. Niemand von den Hauptdarstellern verlieh dem Treiben seine unverwechselbare Note. So macht die Action und das Spionageverwirrspiel am Ende des 21. Jahrhunderts zwar Spaß, zog mich als Zuschauer jedoch nicht vollends in seinen Bann.

Am Ende bleibt ein eher durchschnittlicher Actionfilm, der zweifellos seine Liebhaber finden wird, das Genre jedoch nicht mit neuen Impulsen versorgt. Die Umsetzung ist tadellos, die Effekte der Hammer und die futuristischen Schwebestädte sehen auf der großen Leinwand einfach nur toll aus.
Für eingefleischte Filmfreunde sei noch erwähnt, dass es im Film zu einer Art Familientreffen kommt.
Mit Regisseur Len Wiseman und seiner Frau Kate Beckinsale (Lori Quaid) ist zusammen mit Bill Nighy (Matthias) ein großer Teil der Besetzung der „Underworld“ Filme mit von der Party.
Alles in allem ein guter Actionfilm, bei dem ich den Kinobesuch keinesfalls bereut habe. Mit dem Original von 1990 kann er allenfalls gleichziehen, auch wenn die Effekte heute einfach besser ausschauen. Wegen der nicht ganz erfüllten Erwartungen bekommt „Total Recall“ von mir diesmal nur drei Sterne. Trotzdem sehenswertes Popcornkino!


Hier noch einmal der deutsche Kinotrailer:



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