Treue Leser meines Blogs wissen, dass ich neben den typischen Hollywood Blockbustern immer gern auch mal einen Zeichentrickfilm oder ungewöhnlichen Streifen unter die Lupe nehme. Diesmal hat mich der Umstand „ungewöhnlich“ jedoch besonders schwer eingeholt.
Ursprünglich auf Grund der ungewöhnlichen Optik angeschaut, bin ich nämlich auch auf eine extrem verwirrende Handlung gestoßen, wenn man den von einer Handlung sprechen möchte bei:
„Waking Life“
Im Film geht es um nichts anderes als den Traum eines jungen Mannes. Der Mann hat keinen Namen, kein Ziel, keinen Antrieb. Er schreitet einfach nur durch seine Traumwelt und trifft dabei auf die unterschiedlichsten Menschen. Egal ob Uni-Professor, eine Straßengang, einen verwirrten Rentner, einen radikalen Studenten oder aber den Säufer an einer Bar. Gemein haben all diese Personen nur, dass sie mit ihm über verschiedene Aspekte des Lebens philosophieren.
Da wird über den Existentialismus diskutiert, der große französische Philosoph Jean-Paul Sartre zitiert und Themen angeschnitten wie etwa:
Wie entstand die abstrakte Sprache?
Verläuft die Evolution des Menschen exponentiell?
Braucht der Mensch Chaos und Zerstörung zur Entwicklung?
Zieht das Leben im Augenblick des Todes wirklich an einem vorbei?
Ist Reinkarnation mathematisch unmöglich?
Dabei verliert sich der junge Mann immer weiter in seiner Traumwelt. Dem Zuschauer ist am Ende nicht mehr klar, was ist Traum und was die Wirklichkeit.
Insgesamt hatte ich über die gesamte Länge des Films das Gefühl in einer Philosophie Vorlesung an der Uni zu sitzen. Thema: „Philosophische Denkansätze für die Allgemeinheit“.
Doch gerade für die Allgemeinheit ist dieser Film wegen seines sehr speziellen Inhalts nichts. Ganz im Ernst, ich habe „Waking Life“ und vor allem die darin enthaltenen Denkansätze genossen. Mal ganz ehrlich, habt Ihr schon mal beim Thema Wiedergeburt der Seele (Reinkarnation) darüber nachgedacht, wie das bei einer stetig wachsenden und sich alle paar Jahre verdoppelten Weltbevölkerung mathematisch funktionieren soll. Sprich, irgendwann währen der Menschheit längst die Seelen ausgegangen. Bereits in den 1950er Jahren hätten die neu geborenen Menschen nur noch eine Chance von 1:2 gehabt eine wiedergeborene Seele abzubekommen.
Doch wie gesagt, durch solche Denkansätze ist der Film sehr schwierig. Man muss sich enorm auf die Dialoge konzentrieren und das über eine Zeit von fast 100 Minuten.
Das ist einfach nicht die Art von Unterhaltung welche ich erwarte, wenn ich daheim eine DVD einlege und das Popcorn neben mir steht. Den Film könnte ich mir viel eher in der Erstsemestervorlesung an einer Uni der Geisteswissenschaften vorstellen oder als Grundlage eines Deutsch-Aufsatzes in der 12. Klasse des Gymnasiums.
Neben der Handlung ist aber auch die optische Umsetzung des Films ungewöhnlich. Im Verfahren der Rotoskopie wurden real gedrehte Szenen, zeichnerisch nachbearbeitet. Dabei stand jedoch nicht der Realismus im Vordergrund, vielmehr sollten die Bilder durch die unterschiedlichsten Stile verfremdet werden. Hierbei bediente man sich der unterschiedlichsten Techniken. Vom klassischen Aquarell oder Bleistiftzeichnung geht es munter durch die amerikanische PopArt der Fünfziger Jahre bis hin zu modernen Zeichentricktechniken wie dem Cel-Shading.
Auch hier überwiegt bei mir in erster Linie die Faszination des noch nie gesehenen. Etliche der Zeichenstile sind kleine Offenbarungen, andere gefielen mir gar nicht und vor allem die verwackelte Handkameratechnik im Film war einfach nur nervig. In der Gesamtheit trotzdem faszinierend. „Waking Life“ wirkt zeichnerisch wie der uneheliche Enkel des 1984 entstandenen Pop Videos „Take on me“ der schwedischen Kultband „aha“.
Im Fazit sehe ich „Waking Life“ im heimischen Wohnzimmer eher fehl am Platze. Dieser Film ist vor allem etwas für Philosophie Interessierte, hart gesottene Jünger des Arthaus-Kinos oder Menschen die sich gedanklich langweilen und mal wieder einige Denkanstöße benötigen.
Wenngleich also die deutsche Fassung hervorragend gelungen und mit vielen bekannten Sprechern besetzt ist, kann ich den Film nur sehr eingeschränkt empfehlen. Wer sich „Waking Life“ anschaut, sollte wissen, auf was er sich einlässt. Ich hoffe ich konnte etwas dazu beitragen.
Leider habe ich diesmal nur einen englischer Trailer zum Film gefunden:
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