Samstag, 5. Mai 2012

Spionage in der „Platte“

Ich weiß die Überschrift dieses Beitrages klingt ein wenig nach dem letzten „Polizeiruf 110“ welcher 1989 noch schnell in der niedergehenden DDR gedreht wurde.
Doch darum soll es an dieser Stelle gar nicht gehen. Vielmehr stammt der Film den ich heute besprechen möchte aus dem Jahr 2011. Was dies aber mit ostdeutscher Städteplanung zu tun hat, später im Text. Jetzt erst einmal zum Film:

"Wer ist Hanna?"

Hanna Heller ist ein 16jähriges, junges, hübsches Mädchen mit strahlend blauen Augen und wunderbar langen blonden Haaren. Doch Hanna ist kein normales Mädchen.
Zusammen mit ihrem Vater Erik lebt sie nämlich seit sie sich erinnern kann, in der eisigen Wildnis der finnischen Wälder nördlich des Polarkreis.
Elchjagd und Kampftraining stehen bei ihr genauso mit auf dem Stundenplan wie auch etliche Fremdsprachen sowie Allgemeinbildung. Hannas Vater ist ein strenger Lehrer und unerbittlich wenn es ums Überleben geht. Doch warum das alles?
Als sich eines Tages Hannas Fragen nach dem Warum und nach der Welt da draußen, nicht mehr unterdrücken lassen, stellt Erik sie vor die Wahl.
Er gibt Hanna einen Funkpeilsender und stellt ihr frei diesen zu betätigen. Sollte sie ihn jedoch benutzen, wird sich ihr gesamtes Leben ändern. Die Gewalt wird allgegenwärtig sein und der Tod ihr ständiger Begleiter. Hanna kann diese warnenden Worte jedoch nicht nachvollziehen und drückt über kurz oder lang den Knopf des Senders.
Augenblicklich werden über den gesamten Globus verteilt die Überwachungsdienste etlicher Geheimdienste auf die kleine Hütte in Finnland aufmerksam.
Was Hanna bisher nämlich nicht wusste, Erik ist ein Top-Agent der CIA welcher 1994 mit einem ihm anvertrauten Geheimprojekt spurlos verschwand. Die Jagd beginnt …

Der Actionthriller in der Regie von Joe Wright klingt am Anfang erst einmal recht interessant. Es bildet sich die Erwartungshaltung auf einen raffinierten Film über die Verflechtungen von Geheimdiensten und Regierungen. An dem ist es dann aber nicht.
Vielmehr stellt der Film zu großen Teilen die Flucht Hannas vor ihren Verfolgern dar. Zwar wird nebenbei auch ein misslungenes Geheimdienstexperiment eingestreut, doch in keinster Weise näher darauf eingegangen. Hanna wird einfach von einer europäischen Metropole zur nächsten gejagt. Allem fehlt irgendwie das gewisse Etwas – der Pfiff -, welches den Film interessant macht. Stattdessen verlegen sich die Macher auf eine sehr blutige Darstellung etlicher Gewalttaten, wo selbst ich manchmal dachte: „Musste das jetzt unbedingt sein?“. Viel (sinnlose) Gewalt macht keinen guten Film!
Addiert man dann noch die logischen Lücken sowie die manchmal nicht nachvollziehbaren Sprünge in der Handlung hinzu, sieht man, dass hier viel Potential vergeben wurde. Da nutzt auch eine Saoirse Ronan (Hanna) als ungewöhnlich aber sehr gut besetzte Hauptrolle nicht mehr.

So und was hat das nun mit der ostdeutschen „Platte“ zu tun?
(„Anm.d.A.: Platte“ = ostdeutsche Plattenbausiedlung bzw. Neubaugebiet oder Satellitenstadt)
Ganz einfach, der Film wurde zu großen Teilen in Deutschland gedreht. Handlungsbedingt stammt Hannas Mutter aus Leipzig und ihre Reise führt durch Deutschland. Unter anderem auch in eine typische ostdeutsche Plattenbausiedlung – was man in amerikanischen Blockbustern eher selten zu sehen bekommt. Insofern ganz lustig. Leider verläuft man sich im Film allzu schnell in den typischen Klischees. Böse deutsche Agenten welche Adolf scheinbar noch persönlich rekrutierte, Schlägertrupps in Bomberjacken und Springerstiefeln und Hamburg scheint ausschließlich aus der Reeperbahn und Transsexuellen zu bestehen.
Am Ende des Films habe ich mir mal den Spaß gemacht, die Drehorte in Deutschland zu recherchieren. War echt interessant. Leider kann man das vom Film in der Summe nicht behaupten.

Heute also auch wieder eher ein Reinfall … Schade, hätte mehr erwartet!


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