Donnerstag, 14. Juni 2012

Animierte Spielwiese

Was passiert wenn man mehrere hoch begabte Anime-Regisseure einlädt ohne jeglichen Einfluss und ohne finanziellen Druck einen Kurzfilm zu produzieren?
Dieses Experiment gab es bereits mehrfach, jedoch meist unter der Prämisse, ein ganz bestimmtes Thema zu verfolgen. Beispiele hierfür sind die „Animatrix“ Kurzfilme oder ein ähnlich gelagertes Projekt „Batman – Gotham Knight“ entsprechend zum dunklen Fledermausmann.

„Genius Party“

Ist ebenfalls eine Sammlung von sieben Kurzfilmen. Diesmal hat das federführende „Studio 4°C“ den Machern kein Thema vorgegeben. Völlige kreative Freiheit zwischen fünf und zwanzig Minuten lang. Heraus gekommen sind ganz unterschiedliche Zeichenstile, Handlungen und Denkansätze.


Genius Party
Eine bunte, abstrakte, ja fast schon psychodelische Collage von Farben, Licht und Formen. Wer Kunst mag ist hier gut aufgehoben

Shanghai Dragon
Was wäre wenn es ein Instrument geben würde, dass alle Gedanken und Ideen in echte Gegenstände umwandeln könnte und dieses in die Hände eines sechsjährigen Kindes fallen würde?
Sehr gutes Charakterdesign, gepaart mit tollen Zeichnungen und einer Science Fiction Handlung.

Deathtic 4
Die Welt ist tot! Nein wirklich tot! Überall leben – in gut bürgerlichen Verhältnissen – nur noch Zombies. Mutter kochen ihre untote Nudelsuppe während die Zombie-Kids in die Schule gehen. Was aber passiert wenn in einer solchen Welt ein lebendiger Frosch auftaucht?
Vom Stile einem Puppenfilm nicht ganz unähnlich, fallen die qualitativ hochwertigen Hintergrundzeichnungen und das außergewöhnliche Charakterdesign auf. Die Handlung selbst nimmt sich nicht ganz so ernst.

Doorbell
Was wäre wenn es mich nicht nur einmal gäbe? Würde ich immer dasselbe tun? Würde ich manche Dinge vielleicht beim zweiten Mal anders machen?
Mit einem sehr realistischen Figurendesign wird hier schon fast einer philosophischen Frage auf den Grund gegangen.

Limit Cycle
Unsere Welt besteht nur aus Zahlen und Buchstaben. Jeder interpretiert hinein, was er denkt.
Für mich das absurdeste Werk der Kurzfilmsammlung. Fast 15 Minuten wird man mit bunten Bildern und einem pseudo psychologischen Gequatsche malträtiert.

Happy Machine
Was wäre wenn ich als Baby aufwache und mich in einer menschenleeren Welt wiederfinden würde?
Interessant an diesem Film sind die minimalistischen Zeichnungen im Bleistiftstil sowie die in sich geschlossene Handlung in nur knapp zehn Minuten.

Baby Blue
Warum nicht einmal einen Tag die Schule vergessen, aus dem Alltag ausbrechen und sich einfach auf eine Reise begeben? Undenkbar für japanische Jugendliche zwischen Lernpensum und Leistungsdruck.
Der realistischste Film der gesamten Sammlung. Die Zeichnungen sind sehr hochwertig und entsprechen fast Kinoniveau aktueller Mainstream Produktionen. Die Story ist sehr ansprechend und ließe sich problemlos zu einem abendfüllenden Film ausbauen. Mein Favorit bei der Sammlung!

Alles in allem ist „Genius Party“ ein interessantes Experiment. In erster Linie wenn man Kurzfilme mag. Natürlich gefallen einem nicht alle Werke, trotzdem sind einige Perlen dabei.
Interessant, so könnten also Filme ausschauen wenn es keine großen Produktionsfirmen und Studiobosse geben würde.
Sicher ist „Genius Party“ nicht für den großen Kinoabend gedacht, vielmehr für eine ruhige Minute in der man auch mal was anderes sehen möchte. Von meiner Seite vier Sterne für dieses mutige Experiment!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen