Die junge Chanda ist gerade mal 12 Jahre alt. Sie wächst in der südafrikanischen Provinz auf. Ihre Stadt, das Viertel in der sie wohnt – es ist zwar verarmt, gehört aber nicht zu den so genannten Slums. Chanda, geht regelmäßig zur Schule, kann lesen und auch schreiben.
Mit Hilfe der etwas wohlhabenderen Nachbarin Mrs. Tafa, kann Chanda mit ihrer Mutter Lilian und den drei jüngeren Geschwistern ein bescheidenes aber geregeltes Leben führen.
All dies ändert sich jedoch als ihre gerade einmal einjährige und damit jüngste Schwester stirbt. Ihre Mutter verfällt in tiefe Lethargie und auch körperlich scheint sie Zusehens abzubauen.
Schnell kommt in der intelligenten Chanda ein Verdacht auf, das Gespenst mit den vier Buchstaben geistert umher. AIDS. Doch niemand will es wahrhaben, keiner mag gar dieses Wort aussprechen. Die 12jährige muss miterleben wie tief Ausgrenzung und Verachtung auch in den ärmsten Schichten der schwarzafrikanischen Gesellschaft verankert ist.
AIDS – Nach realistischen Schätzungen trägt das Virus jeder fünfte dunkelhäutige Bewohner des afrikanischen Kontinents in sich. Selten beschäftigen wir Europäer uns auf Grund dieser erschreckenden Zahlen damit, welche gesellschaftlichen Probleme dies mit sich bringt.
Klar, viele haben sich schon einmal über den Krankheitsverlauf belesen, jeder weiß wie gefährlich die Krankheit ist, wie man sich davor schützt. Manch einer mag auch schon mal den ein oder anderen Euro für eine Spendenaktion für AIDS-Forschung ausgegeben haben.
Mit der gesellschaftlichen Komponente hat sich dagegen bisher kaum einer von uns befasst. Mich selbst möchte ich da nicht ausschließen. Wie gehen die Menschen untereinander mit der Krankheit um? Wie ertragen sie die Angst vor der Krankheit, wie gehen sie mit Betroffenen um?
„Geliebtes Leben“ gibt vor allem auf diese Fragen eine Antwort, nicht mehr oder weniger. Es soll nicht der Verlauf der Krankheit gezeigt werden oder der Zeigefinger gehoben. Der Film zeigt einfach nur wie in der südafrikanischen Provinz mit diesem Thema umgegangen wird.
Schauspielerisch wird der Film vor allem durch die Jungdarstellerin Khomotso Manyaka als Chanda getragen. Alles im Film wird aus ihrer Sicht erzählt und dabei macht Khomotso Manyaka eine hervorragende Figur. Aber auch Harriet Lenabe als Mrs. Tafa trägt einen großen Teil zum Film bei.
Beim Erzählfluss sollte man sich als Zuschauer nicht vom etwas langatmigen Beginn des Films täuschen lassen. Hat man zuvor beispielsweise einen Hollywood Blockbuster geschaut, wird man nur schwer in die scheinbare Trägheit der Erzählweise hinein finden. Dies ist aber von Nöten um den Mikrokosmos von Chanda erst einmal auszuarbeiten und dem Zuschauer näher zu bringen.
Alle Fäden laufen dann im letzten Drittel des Films zusammen und werfen ein nicht allzu rosiges Licht auf Teile der südafrikanischen Gesellschaft. Ich musste einige Male den Kopf schütteln, mich aber auch fragen wie wir – also ich und die Menschen in meinem Umfeld – in einer solchen Situation gehandelt hätten.
Insofern ist „Geliebtes Leben“ ein nicht leicht zu verarbeitendes Gesellschaftsdrama, welches in deutsch / südafrikanischer Koproduktion entstand. Der Streifen ist keinesfalls für den geselligen Kinoabend mit Freunden und Popcorn geeignet. Trotzdem sollte man ihn sich in einer ruhigen Minute anschauen. Anspruchsvolles Kino – zur richtigen Zeit.
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