Montag, 24. September 2012

Verstörend nachdenklich

Zu gern teste ich auch mal Filme, weit ab dem Mainstream. Dies werdet ihr sicher schon bemerkt haben. Es ist einfach interessant was Independent Produktionen, weitab der großen Hollywood Studios manchmal auf die Beine stellen.
Hierbei lasse ich mich gern von Zeitschriften, kleinen Videotheken oder auch Freunden inspirieren. Der nun folgende Beitrag geht auf eine solche Empfehlung zurück. Ein Machwerk des Regisseurs James Gunn aus dem Jahr 2010. Im Nachhinein weiß ich nicht so recht, was ich von diesem Film halten soll. Doch beginnen wir von vorn!

„Super – Shut Up, Crime!“

Außenseiter Frank D'Arbo lebt in einer kleinen Stadt und arbeitet als Koch in einem Schnellimbiss. Als wäre dieses Leben nicht schon trist genug, schaut er auch auf eine wenig rühmliche Vergangenheit zurück. Als Kind gehänselt, als Jugendlicher verspottet und im Erwachsenenalter nicht nur einmal hintergangen. So kommt es, dass Frank gerade einmal zwei Ereignisse zu den glücklichsten seines Lebens zählt. Zum einen die Heirat mit der bildhübschen, doch früher drogensüchtigen, Sarah (Liv Tyler) sowie die erfolgreiche Unterstützung eines Polizisten bei einer Verfolgungsjagd.
Umso erschütterter muss Frank eines Tages feststellen, dass Sarah ihn verlassen hat. Durchgebrannt mit dem ortsansässigen Zuhälter Jacques (Kevin Bacon). Dieser versorgt Sarah natürlich mit Drogen. Frank muss ohnmächtig zusehen wie seine Frau wieder im Milieu versinkt.

Frank verfällt in tiefe Depression und verkriecht sich in seiner Wohnung. Eines Abends allein vorm Fernseher hat er plötzlich eine Vision. Er meint vom Finger Gottes berührt worden zu sein. Dieser habe ihm aufgetragen, die Welt von der Ungerechtigkeit zu befreien.
Anstatt sich aber wie jeder normale Mensch etwa für den Polizeidienst zu melden, einer Bürgerwehr beizutreten oder einer alten Dame über die Straße zu helfen, schlägt Frank einen sehr eigensinnigen Weg ein. Er beschließt Superheld zu werden und beginnt sich dafür alle Utensilien zusammen zu suchen.
Anregungen für sein Kostüm bekommt er aus dem nahe gelegenen Comicshop. Dort lernt er die 22jährige Verkäuferin Libby kennen. Auch sie ist Feuer und Flamme für Comics und Superhelden.
Einige Tage später hat Frank sich ein knallrotes Kostüm in Heimarbeit zusammen geschneidert und geht in den Gassen seiner Stadt auf Verbrecherjagd. Nach den ersten Konfrontationen mit Kleinkriminellen muss er jedoch heftige Prügel einstecken. Er erkennt, dass ihm eine Waffe fehlt.
Wieder findet er sich bei Libby im Comicshop ein, diesmal auf der Suche nach Superhelden ohne Superkräfte, um sich das ein oder andere Gadget abzuschauen. Da ihm ein Atomgeschosse und Wurfanker dann doch ein wenig zu aufwendig erscheinen, landet Frank bei einer Rohrzange.
Fortan geht er jeden Abend auf die Jagd nach Drogendealern, Handtaschendieben und Pädophilen. Dabei geht er nicht zimperlich vor. Mit der Rohrzange drischt er ohne Rücksicht auf die Personen ein und verletzt einige davon schwer. Klar dass bald die Polizei nach dem maskierten Rächer im roten Kostüm sucht.
Franks Ziel bleibt jedoch seine Frau Sarah aus den Fängen des Rotlichts zu befreien. Verkompliziert wird das Ganze jedoch als Verkäuferin Libby hinter seine geheime Identität kommt und vorschlägt, seine Assistentin zu werden.

Was in den Grundzügen nach einem Remake von „Kick-Ass“ klingt, entstand in Wahrheit fast zeitgleich. Auch der erste Eindruck einer Komödie täuscht. Zwar dachte ich ebenfalls bis zu einem bestimmten Zeitpunkt an eine humoristische Abendunterhaltung. Spätestens als Frank aber beginnt Passanten, die in der Kinoschlange vorgedrängelt haben, vor laufender Kamera den Schädel einzuschlagen, ist das nicht mehr lustig. Soviel zur FSK ab 18 Einstufung des Films in Deutschland.
Schnell wird klar, dass es sich bei „Super – Shut Up, Crime!“ eher um ein Drama handelt. Trotz der skurrilen Ausgangssituation begleitet man in den 92 Minuten des Films vielmehr einen Menschen, der ein ernsthaftes psychisches Problem hat. Dieses versucht er mit seiner Tarnidentität auszuleben und täuscht damit über seine Depression hinweg. Gezeigt wird das Ganze in recht drastischen Bildern. Schädel einschlagen mit dem Schürhacken, Abtrennen der Kopfhaut und die Zukunft lesen in der eigenen Kotze – sowas ist nicht jedermanns Sache.
An vielen Stellen wirkt der Film überzogen, an genauso vielen stimmt er aber auch sehr nachdenklich.

Um ehrlich zu sein, im Fazit weiß ich nicht so recht ob ich den Film empfehlen oder eher davon abraten soll. Wer sich dafür entscheidet, sollte einen harten Magen besitzen. In manchem Horrorfilm fließt weit weniger Blut. Ein Fehler ist es auch eine Komödie zu erwarten, wenngleich die Aufmachung und Settings dies nahelegen. Stattdessen bekommt man verstörende Unterhaltung über die man streiten kann ob dies nun eine Kunstform ist um Depressionen zu thematisieren oder einfach nur sinnlos Gewalt gezeigt wird.
Wer sich gegen den Film entscheidet, hat meiner Meinung nach auch nichts verpasst. Bei lediglich 2,5 Millionen Dollar Produktionskosten, hat der Streifen in den amerikanischen Kinos gerade einmal um die 350.000 Dollar wieder eingespielt. Einen Independent Film mag dies nicht stören. Scheinbar hat sich die Mehrzahl der Besucher jedoch gegen ihn entschieden.
Nun ist es an Euch! Ich für meinen Teil bereue nicht „Super – Shut Up, Crime!“ geschaut zu haben. Schließlich braucht man immer mal wieder neue Sichtweisen. Trotzdem gebe ich dem Film auf Grund seiner sehr speziellen Ausrichtung nur zwei Sterne. Eines ist er nämlich nicht – allgemeintauglich.


Unbedingt den Trailer anschauen!



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