Freitag, 22. Juli 2016

Babys aufziehen - digital

Ich sehe es schon vor mir! "Früher war alles viel einfacher!". Glaubt man den Worten meiner Eltern, so haben wir es beim Babygroßziehen viel leichter als damals.

Da bekommt man dann Geschichten aufgetischt, dass etwa Stoffwindeln mit der Hand gewaschen werden mussten oder aber der Schnellkochtopf noch nicht erfunden war um etwas Babybrei in kürzester Zeit zu kochen. Wir dagegen haben jetzt moderne Wärmelampen, Babynahrung gibt es im Supermarkt und so weiter ... . Ich frage mich ernsthaft haben meine Eltern damals ein Lagerfeuer neben der Wickelkommode gemacht?

Hoffentlich werde ich später nicht auch mal so! Schließlich zeichnet sich schon jetzt die digitale Zukunft ab. So hat erst vor kurzem der Hersteller "Pampers" eine Windel vorgestellt, welche per NFC Chip anzeigt wann sie voll ist. Dies kann man sich natürlich auch auf dem Smartphone anzeigen lassen. Kaum noch erstaunt war ich gestern als der Hersteller "Whitings" nun auch noch ein WLAN-Fieberthermometer vorstellte. Dieses kann man natürlich drahtlos mit einer Handy-App auslesen.

Da fragt man sich unweigerlich wozu soll dies gut sein? Wenn ich meinem Kind Fiebermesser stehe ich am Wickeltisch direkt daneben, lese das Ergebnis auf dem Display ab und weiß wie ich zu handeln habe. Wozu also das WLAN? Lassen die Eltern in Zukunft ihre Kinder einfach mit dem Thermometer im Po auf der Wickelkommode liegen? Ab ins Nebenzimmer, auf die Couch und schnell noch ein paar Nichrichten geschrieben oder ein "YouTube" Video geschaut? Wenn das Thermometer dann mit der Messung fertig ist, gehen sie wieder zurück ins Kinderzimmer und schaue nach was der Knirps so treibt!


Bei genauer Produktbeschreibung des Herstellers wird erklärt, dass die WLAN-Funktion hauptsächlich dazu gedacht ist, die Messungen in einer App zu archivieren. Später ist angedacht anhand dieser Daten eine zielgenaue Bestellung von Medikamenten vorzunehmen oder den Eltern die richtige Behandlung vorzuschlagen.

Aber auch dies muss ich glaube nicht unbedingt gut finden. Bedeutet es nichts anderes als dass Google jetzt auch noch das Fieber meines Kindes auswertet. Vielleicht werden mir dann entsprechende Werbeangebote für Fiebersaft und Hustentropfen angezeigt oder noch schlimmer, die Daten für immer und ewig im Internet gespeichert um an Großkonzerne für Studien verscherbelt zu werden.

Ich würde sagen dies ist mal wieder so ein typisches Produkt über welches man streiten kann. Drumherum kommen werden wir kaum. In zehn Jahren haben wahrscheinlich alle Fieberthermometer WLAN.

Ich werde jetzt erst einmal wieder in die Waschküche gehen und schauen ob wir vielleicht noch einen Kessel haben in dem ich unsere Windeln wieder von Hand auskochen kann. Danach richte ich das Lagerfeuer neben der Wickelkommode her und sinniere über die guten alten Zeiten! ;o)

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