Sonntag, 24. Juli 2016

Berufswunsch: Farbendichter

Es gibt manchmal Berufe da fragt man sich: "Gibt es das wirklich?".
Meiner Frau hat vor langer Zeit das "Berufsinformationszentrum" (BIZ) der Arbeitsagenturen einmal vorgeschlagen, den Beruf des Spielzeugmachers zu erlernen. Damals fragte ich mich: "Welcher Tätigkeit geht so ein Spielzeugmacher eigentlich nach?". Sitzt er in einer Werkstatt und schnitzt in aller Ruhe die kleinen Figuren für die Monopoly-Spiele, reitet er die Schaukelpferde für die Kinder dieser Welt zu? Doch selbst wenn ich mir bis heute nichts so richtig darunter vorstellen kann, den Beruf gibt es bis heute als anerkannte Ausbildung.

Beim gestrigen Besuch eines Baumarktes fiel es mir dann in der Farbenabteilung wie Schuppen von den Augen. Vor uns allen verborgen und den meisten sicherlich nicht einmal bewusst, muss es auch den Farbendichter geben!

Hatten Farben vor Urzeiten einfache Namen wie Rot, Blau oder Gelb, begann man schon Mitte der Neunziger Jahre mit Begriffen wie Aubergine oder Limette, welche oftmals nur noch die Frauen auseinander halten und zuordnen konnten.

Nun aber bin ich auf "Dächer von Paris", "Glanz des Sonnenkönigs", "Stärke der Berge" oder "Dezente Opulenz" gestoßen und dies sind nur vier Beispiele von vielen! Das Erstaunliche, dabei handelt es sich nicht um Gedichte, Erzählungen oder anderweitige Literatur sondern tatsächlich um Farben! Mal ehrlich, welcher Mann kann damit noch etwas anfangen? "Schatz! Streichst Du mir die Küchenwand nächste Woche bitte in dezenter Opulenz?" Beide Begriffe schließen sich faktisch aus. Während das Adjektiv dezent einem faktischen den Minimalismus diktiert, setzt man Opulenz hingegen mit einem fürstlichen Überfluss gleich. Welch lautschreiender Gegensatz! Ganz davon abgesehen, dass auch Opulenz nur ein substantiviertes Adjektiv darstellt.


Deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Farbenhersteller wie "Alpina" & Co. in geheimen Kämmerlein Literaten beschäftigen, welche uns Kunden in die Irre führen sollen. Sie erfinden verwirrende Produktbezeichnungen und zwingen uns unschuldige Männer dazu, unzählige Male mit unseren gestaltungswütigen Frauen durch die Fach- und Baumärkte dieser Republik zu ziehen. Mich würde nicht wundern wenn der Beruf des Farbendichters bald ein anerkannter Ausbildungsberuf würde.

Wie schön waren da die Zeiten als Farben noch die Namen von Farben trugen und sich maximal durch die Vorsilben Hell- oder Dunkel- unterschieden! ;o)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen