Sonntag, 22. Juli 2012

Avatar in Grün?

Selten, wirklich selten habe ich derart vorbelastet einen Film geschaut wie dieses Mal. Vor knapp einen halben Jahr in den Kinos gelaufen, war ich zeitlich wieder nicht dazu gekommen ein Ticket zu lösen und mir den Film auf der großen Leinwand anzuschauen. Freunde, Bekannte, Kollegen … alle sprachen über den Film und der Haupttenor war nicht gerade positiv. Nun, in der Woche der DVD-Veröffentlichung hatte ich nun endlich meine Chance und schaute ihn mir endlich an:

„John Carter – Zwischen zwei Welten“

Zu Hause in den staubigen Steppen der frühen USA, fristet John Carter ein scheinbar eher unbehagliches Leben. Man schreibt das Jahr 1868, nachdem John mehrere Jahre als Captain im amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Konföderierten gedient hat, scheint er sehr abgeklärt was das Leben angeht. Ruhm und Ehre sind ihm einerlei, er hat begriffen, dass man nur mit ausreichend Reichtum gut durchs Leben kommt. So verwundert es auch nicht, dass er, wie hunderte andere Goldgräber auch, täglich auf der Suche nach seinem Glück ist.
Keiner glaubt ihm, als er eines Tages in der Stadt über eine Höhle mit unermesslichen Goldreserven berichtet. Stattdessen versucht ihn die Armee wieder für ihre Sachen einzuspannen. Das Land wird von Indianer Übergriffen heimgesucht und für die weißen Siedler steht es schlecht. John Carter sieht jedoch nicht ein wieder sein Leben für dieses Land, diese Armee, in die Waagschale zu werfen.
Stattdessen flüchtet er in besagte Höhle und muss in einer ruhigeren Minute feststellen, dass die Höhle nicht nur vor Gold strotzt, sondern auch eine reiche Verzierung an Inschriften und Hieroglyphen besitzt. Bevor er sich deren Bedeutung bewusst wird, taucht ein fremdartiges Wesen mit einem Amulett in der Hand hinter ihm auf und bedroht ihn. In Notwehr tötet er das Wesen welches zu den sogenannten Thern gehört. Er berührt das Amulett und findet sich im nächsten Moment auf einer fremden Welt wieder.
Dort erwartet ihn, neben hünenhaften grünen Wesen mit vier Armen auch einer geringeren Schwerkraft. Zu allem Überfluss tritt der Konflikt zweier verfeindete Völker auch gerade jetzt in eine Finale Runde. Kein leichtes Brot für einen Menschen des ausklingenden 19. Jahrhunderts und so macht sich John Carter auf seinen außergewöhnlichen Weg.

Zu Beginn meiner Auswertung möchte ich gleich noch einmal zu den oben genannten, negativen Kritiken kommen. Von: „Belanglos“ über „enttäuschendes Finale“ bis hin zu „… das ist die schlechteste Avatar-Kopie die ich je gesehen habe …“ ist mir im Vorfeld des Filmes alles zu Ohren gekommen. Kein gutes Haar ließ man dem armen John Carter. Entsprechend negativ aufgeladen ging ich an den Film heran.
Um es vorweg zu nehmen, ich kann die negative Kritik nicht ganz nachvollziehen.
Die Erzählstruktur – mit den Rückblenden und Wendungen - ist interessant gestaltet, wenn auch nicht mehr absolut innovativ . Die Handlung kommt bereits nach zwanzig Minuten gut in Fahrt, die Figuren ziehen den Zuschauer wenig später auch voll mit in die Story hinein. Der Kampf Gut gegen Böse, eine Prinzessin, ein Bösewicht und natürlich die obligatorische Liebesgeschichte zwischen all der Action – keine Zutat hat man vergessen. Das Ganze läuft dann auch noch auf ein zwar vorhersehbares aber auch wendungsreiches Ende hinaus.

Eine Theorie, warum der Film beim Publikum nicht so gut ankam, ist vielleicht das permanente Deja Vu, das Gefühl alles schon einmal gesehen zu haben. So weist „John Carter“ inhaltlich wie auch optisch überdurchschnittlich viele Parallelen zu anderen Blockbustern auf. Der Anfang der Geschichte wirkt wie aus einem „Indiana Jones“ Abenteuer entlehnt. Zeitweise fühlt man sich in den Canyons des Mittleren Westens wie im Film „Cowboys vs. Aliens“ und nicht zuletzt scheint bei den Szenen auf dem Mars der „Prince of Persia“ Pate gestanden zu haben. Mit Verfolgungsszenen im Stile eines „Star Wars – Episode I“ möchte ich erst gar nicht anfangen.
Fragt sich also nur ob „John Carter - Zwischen zwei Welten“ sich da erstaunlich viele Elemente aus anderen Werken ausgeliehen hat oder das Buch aus der Feder von Edgar Rice Burroughs, welches bereits 1912 erschien, viele frühere Autoren inspirierte. Glaubt man der Fachwelt, so ist letztere These die Richtige und John Carter somit der Urgroßvater von Anakin Skywalker, Jake Sully & Co.

Im Fazit zum Film stehen die Fakten eindeutig im Widerspruch zu meinem persönlichen Eindruck. Bei geschätzten 350 Millionen Dollar Produktionskosten, hat „John Carter“ an den Kinokassen nur einen Bruchteil davon wieder eingespielt. In Folge dessen trat im April 2012 sogar Rich Ross als Chef der Disney Filmstudios zurück.
Ich persönlich fühlte mich in den 139 Minuten des Films hingegen toll unterhalten. Nachvollziehbare Figuren, tolle Spezialeffekte und eine gute Handlung reißen den Zuschauer mit. Was erwartet man mehr vom großen Popcorn Kino? Also auch wenn mich einige Mitmenschen dafür steinigen werden, ich kann den Streifen nur weiterempfehlen. Reinschauen lohnt sich!


Hier der deutsche Trailer zum Film:




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