Donnerstag, 26. April 2012

Intergalaktischer Totengräber

Ja nicht immer kann man nur in die Röhre schauen. In Ordnung, die große Leinwand tut es oftmals auch. Doch man mag es kaum glauben, ich lese manchmal auch noch Bücher! Tatsache!

Mein derzeitiger Buchausflug führt mich auf die Spuren eines sogenannten Thanatologen. Was? Ihr wisst nicht was ein Thanatologe ist? Dieser Begriff bezeichnet ganz einfach einen erwerbsmäßigen Totengräber. Ein Beruf der sicherlich weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart sehr häufig anzutreffen ist. Ganz anders in der Zukunft …

Der Kahlsack - ein weiträumiger Sternenhaufen in den unendlich weiten der Galaxie und trotzdem isoliert wie eine Insel in mitten des Ozean. Abgegrenzt durch unzählige Schwarze Löcher, Staubwolken und geheimnisvolle Nebel, hat sich im Kahlsack eine illustre Anzahl von Völkern entwickelt. Eines unterschiedlicher wie das andere. Von insektenartigen Mehrfüßlern über behäbige Baumwesen bis zu ganz normalen Menschenähnlichen, im Sternenhaufen wimmelt es vor Leben.
Mitten unter ihnen lebt das Volk der Thanatologen, welches über alle Planetengrenzen hinweg von den Völkern akzeptiert und geachtet wird.
Hier eine rituelle Tötungszeremonie am bereits zu lange herrschenden König oder da ein heimtückischer Mord an einer zu Unrecht verehrten Gottesfigur. Die intergalaktischen Totengräber sind schwer beschäftigte Leute mit festen Regeln und Ritualen.

Mit seiner hochgewachsenen Gestalt und dem typischen langen Mantel, bestehend aus einem lederartigen Material, ist Turil nur einer von zahllosen Totengräbern im Kahlsack. Zusammen mit seiner Schiffssphäre, der GELFAR, ist er derzeit gerade in den Weiten des Alls unterwegs um den Baumwesen auf einer eher unbedeutenden Welt, von ihrem seit hunderten Jahren regierenden Herrscher zu befreien. Nur so ist das erneute Austreiben junger, unverbrauchter Baumlinge möglich.
Während sich Turil jedoch in der Hauptstadt um eine möglichst standesgemäße Zeremonie bemüht, landet auf der anderen Seite des Planeten ein Erkundungsschiff der Kitar. Einem geheimnisvollem Volk aus den Randbereichen des Kahlsack. Ungehemmte Brutalität und Zerstörungswut, hierfür sind die Kitar bekannt. Doch was wollen sie hier auf diesem friedlichen Planeten. Hat eventuell Turil etwas mit ihrem Erscheinen zu tun?

Die anfangs durchaus etwas makaber klingende Handlung um einen Totengräber in den Weiten des Alls funktioniert in der Geschichte von Michael Marcus Thurner erstaunlich gut.

Vor allem die mit sehr viel Fantasy beschriebenen Welten, Völker und Figuren überraschen immer wieder. Wo holt der Autor nur solche Ideen her? Ein weiterer Pluspunkt ist auch der Schreibstil von Thurner. Mit erstaunlich wenigen Lehnwörtern aus dem Englischen, nutzt er das Potenzial der deutschen Sprache weit mehr aus als die meisten anderen Autoren die ich bisher gelesen habe. Die Texte wirken zwar einfach gestrickt aber erfrischend anders.
Wir wollen aber nicht nur loben sondern auch ein wenig Kritik üben. So bietet der Anfang des Romans zwar einen packenden Einstieg, leider muss man als Leser in der Mitte der etwa 400 seitigen Geschichte einige Längen in der Erzählung hinnehmen. Glücklicherweise schafft es das letzte Drittel von „Turils Reise“ dann doch noch zum furiosen Einstand aufzuschließen und dem Leser eine spannende wie auch überraschende Auflösung der Story zu bieten.

Trotzdem. Auch wenn es den ein oder anderen Unkenruf gibt. Mit „Turils Reise“ ist Michael Marcus Thurner ein toller Science Fiction Roman geglückt und dies auch mal außerhalb einer wöchentlichen Heftserie wie „Perry Rhodan“ für die Thurner bisher ausschließlich schrieb.
Mal schauen, vielleicht lese ich auch noch den Nachfolgeroman mit dem Titel „Plasmawelt“.

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