Sonntag, 17. November 2013

Unterwegs im Township

Heute muss ich mir mal ein wenig die Ereignisse der letzten Nacht von der Seele schreiben. Ich selbst zähle mich ja eher zu den harmloseren Gemütern. Doch was ich da gestern Nacht zusammen mit meiner Frau erleben durfte, hätte ich in einer deutschen Kleinstadt nicht erwartet. In Ordnung vielleicht in einem Township in Südafrika oder eventuell noch einer etwas schlechteren Gegend in irgendeiner deutschen Großstadt.

Einige Minuten nach Mitternacht. Der Weg führte uns in einem gemütlichen Spaziergang weg von der hiesigen McDonalds Filiale in Richtung zu Hause, als plötzlich ein recht betagter silberner Opel Astra mit überhöhter Geschwindigkeit um die Kurve geschossen kam. Das Besondere, er befand sich auf der falschen Fahrbahnseite. Warum, dies erschloss sich uns einige Augenblicke später. Der Fahrer riss das Lenkrad rum und legte eine Vollbremsung hin. Der Astra stellte sich auf der Fahrbahn quer und blockierte den folgenden Verkehr. Dies war scheinbar beabsichtigt. Unter den darauf folgenden Autos war ein kleiner Corsa. Der Astra-Fahrer, ein etwa 1,60m großer, glatzköpfiger Halbstarker (scheinbar mit ein paar Rasierklingen unter den Armen) sprang aus seinem Auto und fing an, den Fahrer des Corsa zu beschimpfen. Vor seiner Seitenscheibe plusterte er sich auf und drohte ihn aus dem Auto zu ziehen, er müsse wohl spinnen, wenn er ihn erwische, bekommt er eins auf die Fresse.
Man muss zugeben, dies waren etliche markige Sprüche.


Neben der erschreckenden Situation, welche so nicht sein muss, verwundert mich einige Dinge, welche der Halbstarke in seiner Wut scheinbar nicht bedachte.
Punkt Eins. Die gesamte Situation war seiner blonden Begleiterin sichtlich peinlich. Sie sank ganz tief in den Beifahrersitz und versteckte ihr Gesicht hinter der Hand. Punkt Zwei. Für eine handfeste Schlägerei, welche er eindeutig beginnen wollte, viel zu viele Zeugen. Da waren wir als Spaziergänger und noch der nachfolgende Verkehr, welche ungeduldig dem harrte was da noch kommen mag. Dritter und wichtigster Punkt, der bedrohte Fahrer des Corsa war locker größer als er und durchaus kräftig. Er machte zwar einen lammfrommen und friedlichen Eindruck, hätte er es aber darauf angelegt, der Astra Fahrer hätte sich gewundert.

Wie kann man drei solch offensichtliche Fehleinschätzungen derart ignorieren, nur um sich in Szene zu setzen? Um es nochmal zu sagen, so etwas muss nicht sein. Es ist aber immer wieder erstaunlich wie viele Details einem auffallen und wie unsinnig so etwas erscheint, wenn man solche Geschehnisse mit ein wenig Abstand betrachtet.

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