Montag, 4. Juli 2011

Der automatische Hamburger


Erst gestern habe ich mich selbst dabei erwischt, wie man sich im Alltag doch selbst belügt.

Ein Freund wies mich auf einen Zeitungsartikel in einem bekannten deutschen Wochenmagazin hin. Der Titel der Schlagzeile „Der kürzere Weg zum Big Mac“.

Wie der Titel bereit verrät, geht es darin um die Fast Food Kette „Mc Donalds“. Dort plant man in Zukunft, anstatt am Tresen, die Bestellung des Kunden im Lokal an einem separaten Automaten aufgeben zu lassen. Man stünde also vor einem Touchscreen und könnte sich sein Menü in aller Ruhe selbst „zusammenklicken“. Danach geht man nur noch zur Futterausgabe (ähhhm: Tresen) um sich sein Essen in die Hand drücken zu lassen.
Begründen tut der Konzern dies mit einer besseren Effizienz und natürlich kürzeren Wartezeiten für den Kunden. Man habe ausgerechnet ganze 4 Sekunden werden so pro Bestellung gespart. Na wow! Wenn das kein Grund ist jegliche Menschlichkeit und zu viel Kundenkontakt in Zukunft auf der Strecke bleiben zu lassen.

Aber auch wenn man ein wenig weiter denkt, werden einem auch die betriebswirtschaftlichen Hintergründe klar. Zwar bringen dem Kunden die vier errechneten Sekunden kaum etwas. Wohl aber einem Unternehmen mit tausenden Restaurants und millionen von Verkäufen pro Tag. Klar dass da der ein oder andere Job durch den Automaten auf der Strecke bleiben wird – wenngleich „McDonalds“ dies bereits im Vorfeld vehement bestreitet.

Auch ich war schon dabei auf diese Rationalisierung und den Job-Abbau zu schimpfen, doch mal ehrlich, steht uns diese Kritik überhaupt noch zu?

Ich meine, haben wir durch unser Konsumverhalten nicht schon in mehr als einem Fall der Arbeitsplatzvernichtung Vorschub geleistet? Ich selbst liebe beispielsweise die „DHL Packstation“ nur zwei Straßen weiter. Kein Postbote klingelt dich an deinem freien Tag mehr 8 Uhr in der Früh aus dem Bett, kein Päckchen mehr im zwei Kilometer entfernten Postamt abholen … diese Dinger sind echt toll. Der inzwischen arbeitslose Postbote wird dies sicher ein wenig anders sehen.
Um es aber ein wenig allgemeiner zu halten – was meint ihr wie viele Bankangestellte es mehr gab, bevor man den Geldautomaten erfunden hat?

Wir werden die Technik nicht aufhalten. Bei genauerer Betrachtung dürfen wir - wie ihr seht - dabei nicht einmal mit dem kritischen Zeigefinger wackeln.

Gut finde ich es trotzdem nicht, mir in Zukunft meinen Hamburger am Automaten bestellen zu müssen.

10 Kommentare:

  1. Umdenken

    Die Beschleunigung untergräbt unsere Ideale von Selbstbestimmung.

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  2. Dass heißt
    Wenn ich also zum Beispiel Rohstoffe schneller verbrauche, als sie nachwachsen können. Oder wenn ich Giftstoffe produziere, die nicht schnell genug verarbeitet und abgebaut werden können. Das kann man auch auf Menschen übertragen: Wenn ich sie so schnell mit Neuerungen bombardiere, dass sie die nicht mehr verarbeiten können, dann haben wir ein Problem.

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  3. Der Chip kommt!!!
    Wollen wir unsere Gehirne mit Mikrochips ausstatten? Alle weisen das heute von sich. Aber wenn das erst mal einige tun, dann werden die anderen gezwungen sein nachzuziehen, um Konkurrenznachteile auszuschließen. Gute Jobs gibt es dann nur noch mit Chip. Was da verloren geht, ist das Grundversprechen der Moderne, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Das muss man sagen: Die Beschleunigung untergräbt unsere Ideale von Selbstbestimmung.

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  4. Zitat: "Aber wenn das erst mal einige tun, dann werden die anderen gezwungen sein nachzuziehen, um Konkurrenznachteile auszuschließen." Zitat Ende

    Damit hast Du mehr recht als Du glaubst, schon heute, auch ohne Chip im Kopf. Senkt der ALDI den Preis für die Schlagsahne auf 0,30€ wird nur Stunden später auch der LIDL den selben Preis haben. Ob der Milchbauer davon leben kann oder nicht.

    Einzige Angst ... man könnte Marktanteile verlieren ...

    Doch die Frage ist, was dagegen machen? Fortschritt verbieten?

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  5. Verbraucher
    Wir als Verbraucher haben es in der Hand, ob wir uns von der Lebensmittelindustrie weiter blenden lassen wollen oder ob wir die Macht, die wir haben, endlich nutzen. Wir könnten uns ohne Verzicht und ohne unseren Geldbeutel zu sehr zu strapazieren viel bewusster und gesünder ernähren. Von keinem wird verlangt zu einem Öko-Vegetarier zu werden, der anfängt zu weinen, wenn er ein Kalbsfilet sieht. Aber jeder sollte einmal über seine Ernährungsgewohnheiten nachdenken, sich hin und wieder eine Dokumentation über Massentierhaltung anschauen und beim Einkauf etwas genauer hinsehen. Es kann auch nicht schaden, ab und zu auf dem Markt oder in einem kleinen Laden einzukaufen, auf regionale Produkte zu achten und mehr von dem Gemüse zu essen, welches gerade auch geerntet wird. Wer dies nicht möchte, der darf sich über den nächsten Lebensmittelskandal und mangelnde Produktqualität nicht beschweren. Er muss auch hinnehmen, dass gerade durch die Massentierhaltung Bakterien und Krankheitserreger gegenüber Antibiotika immer resistenter werden und damit unseren Schutzschirm gegen unangenehme Krankheiten zerstören. Natürlich hat Qualität auch seinen Preis, den ein wachsende Gruppe unserer Gesellschaft kaum aufbringen kann. Doch eine bewusste und gesunde Ernährung ist nicht immer eine Frage des Preises und auch bei einkommensschwachen Familien gibt es ein Missverhältnis von teuerem Fastfood zu günstigerem Gemüse und Obst vom Supermarkt. Letztendlich wird sich die Produktionsweise nur ändern, wenn wir unser Kaufverhalten ändern.

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  6. Konsum
    Je mehr ich mir kaufen kann, umso kürzer hält die Befriedigung. Der Kapitalismus kann nur so funktionieren. Wir müssen von dem, was wir gekauft haben, enttäuscht werden. Allerdings auch nicht so tief, dass wir aus der Konsumwelt aussteigen.

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  7. Hauptsache billig
    Die Deutschen geben so wenig Geld für Lebensmittel aus wie noch nie zuvor. Gerade einmal elf Prozent des Haushaltseinkommens ist uns unsere tägliche Nahrung wert. In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts waren es noch um die 40 Prozent. Kein Wunder also, dass die Umsätze der Discounter rasant steigen während die Preise für einige Grundnahrungsmittel im Durchschnitt schon unter ihrem Produktionspreis liegen. „Geiz ist geil“ und „Hauptsache billig“ sind die Schlagworte. Und dabei geht es nicht um Hartz IV-Empfänger oder Geringverdiener. In Deutschland kauft auch ein großer Teil der gehobenen Mittelschicht bei Lidl und Aldi, immer auf der Suche nach dem nächsten Schnäppchen. Was wir mit unserem Konsum- und Essverhalten anrichten, bedenken leider die Allerwenigsten.

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  8. Die Verbraucher in ihren alltäglichen Kaufentscheidungen zeichnen den Weg der internationalen Währung vor.
    Sie sind weniger denn je bereit für heimische Produkte den geforderten „Sozialstaatsaufschlag“ zu zahlen. Sie verhalten sich
    genauso wenig "verantwortungsvoll" wie die Unternehmen im internationalen
    Wettbewerb.

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  9. In einem habt ihr recht. Uns Deutschen ist im europäischen Schnitt die tägliche Nahrung wirklich am wenigsten wert.
    Wir sollten nicht so oft meckern wenn das Gemüse beim Händler um die Ecke etwas teurer ist als beim LIDL sondern uns freuen, dass es schmeckt und wir wissen das der Bauer auch von leben kann.

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  10. In leipzig im HBF im McDonals gibts auch schon son Terminal. Und ja, es wird genutzt. Die kriegen ihr Essen augenscheinlich auch schneller als ich, die noch brav in der Schlange steht :-)

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