Sonntag, 1. September 2013

Parallelgesellschaft - Reloaded

Heute möchte ich Euch von einem sehr skurrilen Ereignis berichten, welches mir vor Augen geführt hat, wie sehr sich unsere Gesellschaft bereits verändert hat und was da noch auf uns zu kommt.

Bei dem in der Überschrift verwendeten Begriff „Parallelgesellschaft“ denken die meisten von uns sicherlich zuerst an die immer währende Diskussion um die Integration von Ausländern in die deutsche Gesellschaft. Ich bin jedoch der Meinung, dass sich in diesem Land noch eine ganz andere Parallelgesellschaft entwickelt. Die unserer Kinder und Heranwachsenden. Eine Gesellschaft die sich zunehmend im Internet aufhält und kommuniziert, sich immer weiter entfernt von der realen Welt.

Wie ich darauf komme? Ich beschreibe Euch mal ein Erlebnis aus der letzten Woche …

Mit den besten Absichten und ausreichend Zeit bewaffnet, machte ich mich am Abend auf den Weg um meine Frau von der Arbeit abzuholen. Zu Fuß kam ich natürlich viel zu zeitig in unserer städtischen Fußgängerzone an und musste noch einige Minuten warten. Dazu ließ ich mich auf einer Bank nieder und beobachtete meine Umgebung. Plötzlich war sie da! Die Erkenntnis.

Vor mir zwei junge Mädchen, welche scheinbar gemeinsam unterwegs waren. Doch sie würdigten sich gegenseitig keines Blickes. Jede von ihnen starte auf ihr Handy, tippte darauf herum und grinste eigenartig vor sich hin.
Kurz darauf kam ein Jugendlicher auf einem Fahrrad an mir vorbei. Der Drahtesel gehörte eindeutig seiner Mutter. Damenmodel mit lila Blümchen auf dem Rahmen und vorn einen Einkaufskorb. In letzterem lag jedoch ein laut vor sich hin dröhnendes Handy, welches die gesamte Umgebung mit eher abschreckender Hip-Hop Mucke beschallte. Der junge Mann kam sich dabei ziemlich cool vor, fuhr die Strecke mehrmals auf und ab und begegnete mir dadurch noch mehrmals.
Wieder einige Minuten später hielt eine Gruppe junger Leute hinter meiner Sitzgelegenheit. Scheinbar waren sie auf dem Weg um italienisch Essen zu gehen. Ein Streit war entbrannt wie lange das schräg gegenüber liegende Restaurant geöffnet habe. Anstatt jedoch die zwanzig Meter bis zum Öffnungszeitenschild hinüber zu laufen, holte tatsächlich einer von ihnen das Handy raus und googelte entsprechende Angaben.

Sagt mal, kommen nicht nur mir diese Ereignisse ein wenig schräg vor? Komme ich mit meinen Mitte Dreißig schon nicht mehr der technischen Entwicklung hinterher?
Ich denke aber eher, dass Ganze ist ein gesellschaftliches Problem. Unsere Jugend merkt nämlich nicht mehr, dass nicht sie die Technik beherrschen, sondern die Technik sie.


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